Kaum eine Werbung oder auch ein Slogan ist so bekannt wie “Waschmaschinen leben länger: mit Calgon”. Verkalkte Heizstäbe und Lochfrass, auslaufende Waschmaschinen und teure Rechnungen für den Handwerker, der kommen muss, um die Waschmaschine wieder auf Vordermann zu bringen… Selten schaffte es ein anderes Bild wie jenes Horror-Szenario, welches das verkalkte Innenleben einer Waschmaschine “entlarvte”, seit den 80er Jahren in so vielen Köpfen von Hausfrauen und Hausmännern einen solchen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Dazu die ausgeklügelten Slogans und die Garantie, dass man mit den Tabs auf der sicheren Seite sei. Noch heute suggerieren viele Firmen wie der Calgon Hersteller Reckitt Benckiser, dass Waschmaschinen ohne einen Wasserenthärter schneller anfällig für Reparaturen würden. In unserem heutigen Beitrag, wollen wir von maitron daher die vorgegaukelte Sinnhaftigkeit derlei Wasserenthärter für Waschmaschinen ins rechte Licht rücken.
Wasserenthärter für Waschmaschinen – Top oder Flop?
Wie “essentiell” ist die Entkalkung von Waschmaschinen mit speziellen Enthärtern wirklich?
Angstmache in der Reklame ist keine neue Strategie. Denn Angst ist die Emotion, die Menschen besonders stark zum Handeln motiviert. Kein Wunder also, dass eine solche Reklame wie die von Calgon fruchtet und sich bis heute positiv auf den Kaufprozess auswirkt. Aber sind Wasserenthärter für die Waschmaschine überhaupt sinnvoll? Wie wirken sie?
“Waschmaschinen leben länger …”
Ob Tabs, Pulver oder Gel, geläufige Behauptungen und Werbeversprechen für Waschmaschinen-Wasserenthärter lauten in etwa:
- Faktizität: “Jedem widerfährt früher oder später ein Kalkproblem mit der Waschmaschine. Die im Wasser enthaltenen Stoffe lösen und lagern sich an den empfindlichen Stellen elektronischer Geräte ab. Wenn man nicht aktiv gegen Ablagerungsvorgänge handelt, muss man damit rechnen, dass sich dies negativ auf Hygiene, Textilien, die Waschmaschine selbst und letztlich auch auf den Geldbeutel auswirkt.”
- Hygiene: “Bei Verwendung der Entkalker Tabs schützen Ihre Maschine nicht nur vor Kalkablagerungen, sondern verbessern darüber hinaus die Hygiene, da die Enthärter aktiv Rückstände reinigen.”
- Keine schlechten Gerüche: “Nach jedem Waschgang werden Faser-und Waschmittelrückstände erzeugt, die sich an den sichtbaren und nicht zugänglichen Teilen der Maschine verstecken. Gerade bei (Kurz-)Waschgängen mit niedrigen Temperaturen können die Rückstände nicht beseitigt werde. Sie entwickeln unangenehme Gerüche. Derlei Verschmutzungen und Gerüche können durch den Einsatz von Waschmaschinen-Enthärter verhindert werden.”
- Sauberkeit: “Ihre Wäsche wird nur nach Zugabe der Enthärter wirklich sauber. Makellose Ergebnisse erhalten Sie nur mit Beigabe der Waschmaschinen-Entkalkungsmittel.”
- Schutz für Heizstäbe: “Rohre und Heizstab der Maschinen müssen regelmässig gepflegt werden, damit sie nicht verkalken und die Leistung sinkt. Ohne Einsatz der Waschmaschinenenthärter kommt es zu schweren Funktionsbeeinträchtigungen und Schläuche werden hart sowie porös.”
- Stromersparnis: “Vor Ablagerungen geschützt laufen Textilwaschmaschinen effizienter und die Heizstäbe verbrauchen automatisch weniger Strom.”
- Geld sparen: “Nicht nur an Strom können Sie sparen. Bei Verwendung der Wasserenthärter für jeden Waschgang benötigen Sie weniger Waschmittel, da die Maschine mit weichem Wasser wäscht. Darüber hinaus ist Ihre Waschmaschine nicht so anfällig für Störungen. Da sich keine Kalkablagerungen an Trommel, Schläuchen oder der Türdichtung ansammeln, entstehen weniger Funktionsstörungen, die den Einsatz eines Handwerkers bedürfen.”
Kalk in der Waschmaschine?
Vereinfacht zusammengefasst bestehen Trommelwaschmaschinen aus einem Wassertank, in dem sich die Trommel mit der Wäsche dreht. Innerhalb dieses Tanks befindet sich der Heizstab, der das Wasser auf die gewünschte Temperatur aufheizt. Wie auch bei Wasserkochern beobachtbar setzt der Waschmaschinenheizstab bei sehr hartem Wasser schneller Kalk an. Dies wird jedoch durch Anwendung handelsüblicher Waschmittel verhindert:
Handelsübliche Waschmittel: Anti-Kalk genug
Alle gängigen Maschinenwaschmittel bestehen aus Tensiden, Wasserenthärterzusätzen (sogenannten Zeolithen) und einigen Hilfs-, Farb- und Duftstoffen. Tenside sind waschaktive Substanzen, die für das Sauberwerden der Wäsche sorgen. Bei hartem Wasser funktionieren diese jedoch nicht gut, da sie von den härtebildenden Salzen chemisch gebunden werden. Deshalb benötigt man grössere Tensid-Mengen für ein gutes Waschergebnis.
Wasserenthärterzusätze sind Chemikalien, die die härtebildenden Salze binden. In der Folge entsteht “weiches” Wasser und weniger Tenside sind vonnöten, um ein sauberes Ergebnis zu erhalten. Ausserdem: Die komplexierten Härtebildner können sich nicht mehr am Heizstab, an der Trommel oder anderen Bauteile im Wassertank niederschlagen. Dies erreicht man bereits bei Mindestdosierung. Folglich kann, schon wenn man einfach Waschmittel verwendet, die proklamierte Stark-Verkalkung an Heizstab und Rohren so gar nicht eintreten, wie in den Reklamen dargestellt.
Fazit: Wasser-Enthärter? Wohl eher harte Chemie für unser Wasser.
Schnell findet sich also die Antwort auf die Frage, braucht man Waschmaschinen-Enthärter, die die Werbung so anpreist: ganz klar NEIN. Vor allem dann nicht, wenn die Wasserhärte in Ihrer Region bzw. für Ihre Leitungen nicht ausserordentlich hoch ist. Werfen wir einen erneuten Blick auf die oben aufgeführten Werbeversprechen und Behauptungen:
Von wegen: auch ohne die teuren Enthärter Tabs verkalken Waschmaschinen nicht so drastisch wie in der Calgon Werbung dargestellt. Wie genau diese helfen sollen, erfaährt man als Verbraucher auch nicht wirklich.
Pseudo-Faktizität
Waschmittel enthalten bereits chemische Enthärterzusätze. Folglich ist die als Fakt dargestellte Behauptung, dass Trommelwaschmaschinen ohne den Zusatz von Wasserenthärtern schnell verkalken und wartungsintensiv werden, nicht nur irreführend, sondern schlichtweg falsch. Die Angstmache aus der Werbung hat den einzigen Sinn, unnötige Zusatzmittel zu verkaufen. Gern wird behauptet, dass die Wasserenthärterzusätze in Waschmitteln bei zu hartem Wasser nicht ausreichen würden. Wie genau die Dosierung dann aussehen müsste und wie die zusätzlichen Enthärter-Chemikalien besser wirken, wird dabei gern ausgeschwiegen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man keine wirklich Aufschluss gebenden Erklärungen über die (Wunder-)Funktionsweise der Wasserenthärtertabs findet. Die Textlängen fadenscheiniger Begründungen und vage formulierten Beschreibungen dagegen sind (wenig überraschend) wesentlich länger.
Waschmaschinen-Enthärter kosten im Vergleich zu handelsüblichen Waschmitteln wesentlich mehr. Wenn man diese tatsächlich für jede Wäsche verwendet, dann wird das Loch in der Haushaltskasse nur größer.
Pseudo-Ersparnis
Ebenso verhält es sich in Sachen Geldersparnis: Angeblich spare man an Waschmittel Ausgaben. Dass die Wasserenthärter in den meisten Fällen teurer sind als gängige Waschmittel wurde dabei wohl nicht bedacht. Zudem wird dieses ja weiterhin jeder Wäsche beigefügt. Ferner gibt es keine Belege für die beworbene Stromersparnis. Enthärtertabs führen vielmehr zu Lochfrass im Geldbeutel.
Auch MIT der Zugabe von Enthärter Mitteln ist die Maschine nicht gefeit vor Reparatur- und Wartungsarbeiten..
Pseudo-Schutz
Es ist überhaupt nicht erklärlich, wie die dargestellten Heizstäbe in der Calgon-Werbung so stark verkalken konnten – vielmehr eine völlig überzogene und unrealistische Darstellung von Kalk bei Waschmaschinen, die aufgrund der Zeolithe in Waschmitteln so gar nicht hätte eintreten können.
Unserem Grundwasser und der Haut zuliebe verzichten Sie lieber auf die starken Giftzusätze.
Umwelt adé
Mit den Wasserenthärter-Tabs fügen wir bei jedem Mal Waschen eine zusätzliche Menge harte Chemie bei. Ähnlich wie Ionenaustauscher belasten auch Wasserenthärter für Waschmaschinen die Umwelt: Im Grunde ist es pures Gift, dass da in unser Grundwasser gelangt. Häufig werden Tenside und andere Stoffe von Waschmitteln als umweltunfreundlich kritisiert, die Enthärter wirken sich jedoch nicht minder schädigend auf unser aller Trinkwasser aus (lesen Sie hier auch über die Umweltbelastung durch Wasserenthärtungsanlagen). Nicht ohne Grund steht auf der Verpackung, dass die Mittelchen ausser Reichweite von Kindern aufzubewahren ist.
Was ist die Alternative?
Kalkablagerungen kennt jeder. Bei der Nutzung wasserführender Geräte wie Wasserkocher oder Waschmaschinen bleiben diese nie ganz aus. Haushalte in Regionen mit einem hohen Wasser-Härtegrad, d.h. sehr kalkhaltigem Wasser, sind davon stärker betroffen. Je härter das Wasser, desto eher kann sich Kalk auf Fasern der Wäsche und im Inneren der Maschine ablagern, insbesondere wenn man bei sehr hohen Temperaturen wäscht. In manchen Fällen, lohnt es daher, sich eine Anti-Kalk-Strategie zu überlegen.
Bei geringeren Mengen an Kalkablagerungen bei mittlerer Wasserhärte findet man in manchen Haushalt-Foren den Tipp: Gegen Kalk hilft auch ein Waschdurchgang ohne Wäsche – und zwar bei 60 Grad mit Zitronensäure oder Essig. Auch hier ist Vorsicht geboten. Denn Essig kann die Schläuche angreifen und Zitronensäure ist in Sachen Ökologie ebenfalls ein rotes Tuch. Auch von magnetischen Wasserenthärtern raten wir ab.
Wenn Sie auf ein natürliches Kalkschutz-Verfahren ganz ohne Chemie setzen möchten, dann entdecken Sie die biomineralische Kalkwandlung: Kalkwandler folgen dem Prinzip von Korallen und Muscheln, die Kalk aus dem Wasser an sich binden und damit wachsen. Erfahren Sie hier mehr über die Kalkwandler-Funktionsweise und das gleichermassen umweltschonende wie wirkungsvolle Impfkristall-Prinzip.